Öffentliche Auslegung Entwurf FNP

Samtgemeinde Horneburg bot Bürgern die Möglichkeit zur 12. Änderung des Flächennutzungsplans (FNP) Stellung zu nehmen


Sehr geehrte, liebe Freunde der Natur und Umwelt,

liebe NABU-Mitglieder,

 

die Samtgemeinde Horneburg beteiligte in den vergangenen Wochen dankenswerterweise alle Bürger an der Aufstellung der 12. Änderung des Flächennutzungsplans (FNP) der Samtgemeinde, die alle Mitgliedsgemeinden der Samtgemeinde umfasst und alle Bürger angeht! Die Unterlagen wurden in der Zeit vom 29. Mai bis einschließlich 24. Juli 2024 (Frist wurde verlängert!) im Bauamt der Samtgemeinde Horneburg während der Dienststunden öffentlich ausgelegt bzw. konnten im Netz heruntergeladen werden. Interessierte BürgerInnen hatten nicht nur Gelegenheit, sich über die Planungsziele (Inhalt, Ziele und Zwecke) zu informieren, sondern konnten sich zur Planung äußern und Anregungen vortragen.

  

Der NABU Kreisverband Stade hat speziell in den vergangenen Jahren und Monaten immer wieder über die Bemühungen berichtet, das Sandabbaugelände im Ortsteil Schragenberg der Gemeinde Nottensdorf nach Beendigung der Abbauarbeiten für die Natur zu erhalten, so wie es im Planfeststellungsbeschluss des Landkreises vom 29.06.2006 festgelegt wurde.

 

Auch setzen wir uns dafür ein, dass die Bürger das Gelände unter gemeinsam vereinbarten Regeln behutsam und unter Beachtung des Naturschutzes wieder nutzen können!

 

Im Sprachgebrauch nennen wir dieses Projekt „Baggersee Schragenberg“.  Hier auf unseren Seiten  bieten wir auch einen Download mit einem kleinen, fotografischen Rundumblick an. Auch hat das Tageblatt diverse Male über das Thema berichtet. Nicht zu vergessen, die Aktivitäten der Bürgerinitiative auf dem Schragenberg sowie die Unterstützung durch die Tauch- und Wassersportgemeinschaft – Nordland e.V.

 

Aufgrund einer vom NABU am 13.07.2021 beauftragten Kartierung, vor allem der Pflanzen auf der gesamten Abbaufläche, hat der Landkreis Stade letztendlich am 27.06.2023 weite Bereiche des Geländes nach § 30 BNatSchG unter gesetzlichen Schutz gestellt. Eine Übersicht mit den einzelnen Schutzbereichen findet ihr ebenfalls unter dem Link https://www.nabustade.de/projekte/baggersee-schragenberg/

 

Das Institut für angewandte Biologie (IfaB) aus Freiburg/Elbe hat in seinem Gutachten damals abschließend ausgeführt:

 

„Hervorzuheben ist die besonders hohe Artenvielfalt der ruderalen bzw. halbruderalen Gras- und Staudenflächen (URT/UHT)  mit mehr als 75 Arten (!) und einem üppigen Blühaspekt, die einen Großteil der Flächen bedeckt (> 5 ha). Das Vorkommen von z.T. geschützten Tierarten, wie Rebhühnern, Eisvogel, Uferschwalben, Haubentauchern sowie zahlreichen Insektenarten (Libellen, Laufkäfer, Wildbienen etc) unterstreicht die große naturschutzfachliche Bedeutung des ehemaligen Abbaugeländes!“

 

Wir haben den Eigner des Geländes gebeten, weitere Kartierungen (Insekten, Amphibien, Vögel, Fledermäuse usw.) durchführen zu dürfen. Dieses wurde uns leider nicht gestattet! Nunmehr haben Eigner, Gemeinde und Samtgemeinde offenischtlich das Ziel, den Osthang des Geländes  zu bebauen. Dieses Vorhaben findet ihr unter den vielen Vorlagen des FNP-Entwurfes unter der Bezeichnung:  „Nottensdorf / Not 3“.

 

Direkt neben dem Baggersee-Gelände in südlicher Richtung planen nun auch noch zusätzlich die Gemeinde/Samtgemeinde ein großes Gewerbegebiet (Bezeichnung im FNP: „Nottensdorf / Not 13“) von ca. 20 ha, das genau dort errichtet werden soll, wo u. a. der Landschaftsrahmenplan des Landkreises Stade und auch der eigene, erst 2020 (!) vom Samtgemeinderat verabschiedete, Landschaftsplan der Samtgemeinde Horneburg seit vielen Jahren einen Biotopverbindungskorridor zwischen der „Feldflur Auetal nördlich Bliedersdorf und dem Geesthang bei Nottensdorf“  in Richtung Bullenbruch und Neukloster Forst vorsehen. Siehe auch hierzu die Karte unter https://www.nabustade.de/projekte/baggersee-schragenberg/.  Auf vielen Kanälen und auf unterschiedlichen Ebenen wird nun massiv versucht, geltende Regelungen zu verändern oder sie „anzupassen“! So heißt es noch im geltenden Landschaftsrahmenplan: „aufgrund der besonderen Bedeutung für den kreisweiten Biotopverbund Freihaltung des Gebietes von biotopverbundbeeinträchtigenden baulichen Anlagen…..“! Wie lange wird das noch gelten?

 

Biotopverbunde sind einheitliche Ziele von Bund, Ländern und Landkreisen und sollen weiter ausgebaut werden! Mit dem Biotopverbund, beziehungsweise der Erhaltung von Grünstrukturen zwischen Biotopen, wird das Überleben von Tier- und Pflanzenarten in der intensiv genutzten Kulturlandschaft gesichert. Damit haben die Arten die Möglichkeit, ihren Lebensraum zu wechseln. Der genetische Austausch wird sichergestellt. Erst wenn Arten von einem Lebensraum in andere Lebensräume wandern können, wird ein genetischer Austausch mit anderen Populationen möglich und ihr Vorkommen ist gesichert. Daher ist es wichtig, dass wir die unterschiedlichen Lebensräume miteinander verbinden und dadurch auch die Artenvielfalt erhalten!

 

Hierbei betonen wir besonders, dass wir die landwirtschaftlichen Flächen und deren Bewirtschaftung ebenfalls erhalten und nicht zulassen wollen, dass diese Flächen zubetoniert und bebaut werden!

 

Wir erinnern uns noch an einen Zeitungsartikel über einen erfahrenen Landtagsabgeordneten aus der Region, der 2022 folgende mahnende Worte fand:

 

„Seit dem 24. Februar hat sich die Lage in unserem Land im Hinblick auf die Ernährungssicherung grundlegend verändert. Unsere guten niedersächsischen Böden sind nun wichtiger denn je für die Lebensmittelversorgung der Bevölkerung. Die landwirtschaftlich ertragreichsten Böden sollten weiterhin vordringlich zur Nahrungssicherung bewirtschaftet werden können.“

 

Und zur Erinnerung: Bliedersdorf und Nottensdorf sind im Regionalen Raumordnungsprogramm des Landkreises seit jeher definiert als Vorranggebiete für Erholung!! Gutachter haben damals vor über 10 Jahren ganz bewusst „Gewerbeentwicklung“ in die Bereiche Agathenburg, Dollern und Teile von Horneburg verortet!

 

Wir bedanken uns sehr dafür, dass so viele die Gelegenheit  wahrgenommen haben, zum Entwurf des Flächennutzungsplans Stellung zu beziehen und damit sich für unsere Umwelt, die Natur und das Klima eingesetzt haben! Wir wollen, dass auch kommende Generationen hier eine  regionale Heimat vorfinden, die liebens- und lebenswert ist, die über eine große Vielfalt an Lebensräumen und Arten sowie über gute Luft, sauberes Wasser, gesunde Böden und ein Höchstmaß an endlichen Ressourcen verfügt. Sorgen wir gemeinsam für eine lebenswerte Zukunft!

 

Euer NABU Stade

 

 

Hier gibt es weitere Informationen zum Baggersee! mehr